Wie politisch darf Fussball sein?
Es ist Krieg in der Ukraine. Nach einer eilig einberufenen Krisensitzung wurde der Champions-League-Final von St. Petersburg, der Heimatstadt Putins, nach Paris im Stade de France verschoben. Einzelne Verbände weigern sich ihre Spiele gegen Russland auszutragen. Aber auch schon in der Vergangenheit gab es im Fussball immer wieder politische Statements. Ein Stadion soll in Regenbogenfarben leuchten. Spieler knien vor dem Anpfiff nieder. Sollen im Fussball politische und gesellschaftliche Fragen thematisiert werden oder nicht? Oder anders gefragt: Wie politisch darf Fussball sein?
Beispiel 1: Die Trikotfrage
Das Trikot der ukrainischen Mannschaft zeigt die Landesgrenzen samt Krim. Der russische Verband beschwert sich bei der UEFA. Die Karte der Ukraine samt Krim, die von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel, darf bleiben. Hingegen der Spruch «Ruhm unseren Helden» auf dem Kragen muss weichen. Das sei «eindeutig politischer Natur», findet die UEFA.
Beispiel 2: Die Regenbogenbinde
Der deutsche Torhüter Manuel Neuer wirbt an der Fussball-EM mit der regenbogenfarbenen Kapitänsbinde am Arm für Toleranz und Vielfalt. Die UEFA will zuerst ermitteln, stellt diese aber wieder ein. Es sei für einen «guten Zweck».
In diesen Farben sollte das Münchner Fussballstadion rund um das Spiel gegen Ungarn leuchten. Eine indirekte Kritik an Ungarn. Das Land hat die Rechte von Schwulen, Lesben-, Bisexuellen- und Transgender eben eingeschränkt. Der ungarische Aussenminister ermahnte die Deutschen, Sport und Politik nicht zu vermischen. Die UEFA verbietet den Farbenwechsel mit der Begründung auf das «einheitliche Stadiondesign».
Beispiel 2: Black Lives Matter
Alle belgischen Spieler sowie das Schiedsrichter-Team gehen vor dem Anpfiff des Spiels zwischen Russland und Belgien auf die Knie. Das Niederknien gilt als Solidarisierung mit der «Black Lives Matter»-Bewegung. Diese richtet sich gegen Polizeigewalt und Rassismus im Allgemeinen. Die Spieler Russlands bleiben stehen, die russischen Fans pfeifen die Geste lautstark aus. Das Argument der Gegner: Das Niederknien sei eine politische Geste, die im Fussball verboten sei.
Skandale der Sportgeschichte
Ein Blick in die Geschichte des Sports zeigt, dass die strikte Trennung von Sport und Politik lange nicht immer gelingt. Sei dies wegen des individuellen Engagements einzelner Athletinnen oder Athleten, oder wegen politischer Aktionen beteiligter Nationen. 1995 spielte das Schweizer Team in Schweden um die Qualifikation zur EM 1996 in England. In Erinnerung bleibt bis heute weniger das 0:0 als die Ereignisse während der Nationalhymne. Die Mannschaft rollte ein Leintuch aus. Darauf stand: «STOP IT CHIRAC». Dieser Protest gegen die Atomtests von Frankreich im Südpazifik sorgte weltweit für Aufsehen.
Die Mannschaft entging einer Bestrafung. Die UEFA machte im Nachgang aber ihre Mitgliedverbände darauf aufmerksam, dass in Zukunft politische Aktionen auf dem Spielfeld streng bestraft werden würden.
Meine Meinung
Fussball und der Sport im Allgemeinen haben in der heutigen Zeit eine enorme Reichweite. Grosse Events wie die Olympiade oder die Fussball Weltmeisterschaft erreichen Millionen von Zuschauern und Fans. Mit diesem riesigen Einfluss entsteht eine grosse Verantwortung und Sportler fungieren dabei als Vorbilder. Durch die Präsenz des Sports in unserem Alltag, darf - meiner Meinung nach - der Sport auch politische Themen aufnehmen und zu einer Diskussion anregen. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch aktuelle Themen hinterfragen soll und sich auch dazu kritisch äussern darf. Warum sollte dies bei Sportlern auf der ganzen Welt anders sein? Aber es ist ein schmaler Grat, denn Sportler sind in der Regel keine Experten in diesen politischen Themen und es kam schon öfters vor, dass der Sport als Mittel der Propaganda hinhalten musste. Deshalb muss auch der Zuschauer und Fan die politischen Aussagen kritisch hinterfragen. Und schlussendlich hat der Sport die grosse Chance die Menschen verbinden, Freude bringen und die Welt etwas besser zu machen.